Chronik
Chronik der Kirchgemeinde St. Gallen C
Unsere Kirchgemeinde St. Gallen C kann historisch als eine Rechtsnachfolgerin der bis 1798 souveränen Stadtrepublik betrachtet werden. Deren Territorium reichte zwar nur von St. Fiden bis zur Kreuzbleiche. Aber sie hatte es verstanden, sich von der einstigen Oberhoheit des Gallusklosters zu befreien und vollendete diese Loslösung mit der Einführung der Reformation.
Vadianus und die Reformation
Denn vom April 1524 an durfte in St. Laurenzen nur noch auf biblischer Grundlage gepredigt werden, und am 21. April 1527 wurde dort erstmals so Abendmahl gefeiert, wie es seit zwei Jahren in Zürich üblich war.
St. Gallen entschied sich also als zweite Stadt der Eidgenossenschaft für die Reformation. Um diese Entscheidung hatte sich hauptsächlich Stadtarzt Dr. med. Joachim von Watt verdient gemacht, als Humanist "Vadianus" genannt. Von seinen Mitbürgern immer wieder als Bürgermeister bestätigt, war er jahrzehntelang die geistig und politisch führende Persönlichkeit seiner Vaterstadt.
Neben ihm sei auf Pfarrer Dominik Zili verwiesen, dem man das erste deutschsprachige Kirchengesangbuch der reformierten Schweiz verdankt, sowie auf den Schulmeister und Chronisten Johannes Kessler. Dieser verwaltete als erster die Bücherei, welche Vadian seiner Stadt hinterlassen hatte, als Grundstock zu einer öffentlichen Bibliothek, die noch heute den Zunamen "Vadiana" führt.
1798 bis 1803
Bis 1798 blieb die Stadt St. Gallen auf allen Seiten vom Gebiet der Fürstabtei umschlossen und war die einzige reformierte Gemeinde weit und breit. Da nur wenige Einwohner sich zur katholischen Konfession zählten, konnten auch die evangelisch-kirchlichen Angelegenheiten von der ortsbürgerlichen Verwaltung besorgt werden.
Kirchgemeinde und Bürgergemeinde bildeten so bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts hinaus eine lebendige Einheit.
1803 bis 1918
Kurz nach der Gründung des Kantons St. Gallen (1803) konstituierte sich auch die evangelische Kantonalkirche mit ihren Kirchenbezirken und Kirchgemeinden. Die Kirchgemeinde St. Gallen betreute jahrzehntelang auch die Evangelischen von Straubenzell, Tablat und Gaiserwald.
Erst im 20. Jahrhundert verselbständigten sich diese Gemeinden: Straubenzell 1902, Tablat 1906 und Gaiserwald 1922.
Vereinigung zur heutigen politischen Gemeinde St. Gallen
Auf den 1. Juli 1918 vereinigten sich die politischen Gemeinden Straubenzell und Tablat mit der einstigen Stadtrepublik zur heutigen Politischen Gemeinde St. Gallen. Für die drei evangelischen Kirchgemeinden bestand jedoch keine Notwendigkeit, die Stadtvereinigung nachzuvollziehen. Sie behielten im grossen und ganzen ihre bisherigen Gebiete; denn kirchliches Leben gedeiht ohnehin besser in überschaubaren Gemeinden als in übergrossen Körperschaften.